365 Euro ÖPNV Jahresticket

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Vorgangstyp

Sachstand

Unterzeichner

FW|FÜR Fraktion

Veröffentlicht

21. Januar 2020

Anfrage:

1. Mit welchem Zuwachs an verkauften T ickets jährlich rechnet die Verwaltung bei Einführung eines Jahrest icketpreises von 365 Euro und mit welcher damit verbundenen Veränderung auf der Einnahmenseite.

2. Welche Zuschüsse sind realist ischer Weise von Land und Bund zusätzlich zu erwarten.

3. Welche Kosten entstehen durch die damit zu erwartenden Steigerungen der Fahrgastzahlen an Bahnen, Personal, etc.

4. Welche Ausgleichszahlungen müsste demzufolge von der Stadt Karlsruhe an die KVV
geleistet werden.

5. Wieviel Prozent der Karlsruher Bevölkerung werden aktuell durch den ÖPNV erreicht (vorausgesetzt, dass die Nutzer max. 500m Fußweg zur nächsten Haltestelle haben). In welchen Stadtbereichen gibt es die größten Def izite.

6. Wie schätzt die Verwaltung die im Kreis Karlsruhe diskut ierte und vom KVV vorgestellte E- Tarifmodell „Home Zone“ in Bezug auf eine verstärkte Nutzung des ÖPNV ein. Wie sind die Kosten dafür.

Begründung

Die FW/FÜR Fraktion steht für eine Attraktivitätssteigerung des ÖPNV und ist der Meinung, dass der Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn nur gelingen wird, wenn einerseits die Kostenseite attraktiv ist und anderseits die Qualität stimmt.
Um aber qualifizierte Entscheidungen treffen zu können ist es wichtig, die Kostenseite zu kennen. Deshalb muss die Einnahmen- und Ausgabenseite betrachtet werden.
Die Qualität muss ebenso stimmen, wie Zuverlässigkeit und Kundenfreundlichkeit. Wenn vermehrt Potentiale erschlossen werden sollen, ist es aber auch unerlässlich, dass alle Stadtgebiete und Stadtteile gut erschlossen sind und alle Haltestellen kurze Taktungen haben. In Wien, wo es das 365
Euro Jahresticket schon seit 2012 gibt, wohnen 96 Prozent der Stadtbevölkerung nicht weiter als
500 Meter von der nächsten Haltestelle entfernt. Auch dieser Parameter, -Erreichbarkeit- ist entscheidend, ob das Angebot als attraktiv empfunden wird.

 

Aufgrund der Vielzahl von Anfragen und Anträgen zu kostenlosem bzw. vergünstigtem ÖPNV wurde folgende Vorgehensweise festgelegt: 1. Zunächst erfolgt in den fachlich zuständigen Aufsichtsräten (VBK, AVG, KVV) eine Diskussion über die Auswirkungen der Einführung eines vergüngstigten ÖPNV auf die jeweilige Gesellschaft sowie auf die Stadt insgesamt. Hierbei können die Gesellschaften ihre Expertise in die Diskussion einbringen. 2. Im Anschluss daran wird die Verwaltung die Erkenntnisse aus diesen Diskussionen zusammen mit den zuständigen Gesellschaften in einer Informationsvorlage zusammenfassen, über die im Gemeinderat voraussichtlich im Frühjahr diskutiert werden kann. 3. Da ein kostenloser bzw. vergünstigter ÖPNV starke Auswirkungen auf die notwendigen Verlustausgleiche der Stadt Karlsruhe an den KVVH-Verbund (Querverbund) hat, sollten entsprechende Anträge im Rahmen der Haushaltsberatung zum Doppelhaushalt 2021/2022 im Sommer/Herbst 2020 eingebracht und erörtert werden. In der Informationsvorlage für die GR-Diskussion wird auch eine grobe Abschätzung der finanziellen Auswirkungen der Einführung eines 365-Euro-Tickets auf die Stadt Karlsruhe erfolgen und das Tarifmodell „home-zone“ näher erläutert. Eine Untersuchung der Firma Civity im Auftrag des KVV hatte im Jahr 2018 ergeben, dass die Einführung eines 365-Euro-Tickets auf Ebene des KVV zu Einnahmeausfällen in Höhe von ca. 26 Mio. Euro führen würde (ca. 18 % der Gesamteinnahmen). Zugleich würde die Nachfrage nur um ca. 1,6 % steigen. Der genaue Anteil der Stadt Karlsruhe an diesen Einnahmeverlusten kann jedoch derzeit nicht sicher abgeschätzt werden, da hierfür die Datengrundlage fehlt. Insgesamt steht die Verwaltung der Einführung eines 365-Euro-Tickets kritisch gegenüber, da dieses hohe Kosten verursacht, jedoch nur geringe Nachfragesteigerungen erbringt. Aus Sicht der Verwaltung sollte der Fokus eher im Bereich der Angebotsverbesserungen im ÖPNV liegen. Zuletzt hatte auch die Stadt Mannheim (Modellstadt Mannheim) festgestellt, dass Angebotsverbesserungen zu einen deutlich höheren Fahrgastzuwachs führen als reine Tarifabsenkungen.