Gasnetztransformation für Gasheizungen:Wasserstoff in Karlsruhe nicht gewollt?

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Veröffentlicht

13. November 2023

  1. Welche Hinderungsgründe sieht die Stadt um das Thema Wasserstoff im Energieleitplan, bzw. auch die
    Gasnetztransformation zu berücksichtigen?
    a. Ist der Stadt Karlsruhe bewusst, dass sie mit ans Wasserstoffkernnetz angebunden werden
    kann?
    b. Warum plant die Stadt bestehende Gas-Infrastruktur und hohe Eigentumswerte aufzugeben
    und abzuschreiben?
  2. Wird die Stadt Karlsruhe fristgerecht Wasserstoffnetzausbaugebiete melden?
  3. Wie soll die Energiewende bis 2040 ohne den Baustein der Umstellung auf Wasserstoff geschafft
    werden, wenn bis dahin tausende von Öl- und Gasheizungen auf Fernwärme und Wärmepumpen
    umgerüstet werden müssen, bzw. Eigentum saniert werden muss?
  4. Wie wird mit Fällen umgegangen, die keine Anbindung an die Fernwärme noch einen effizienten Betrieb
    von Wärmepumpen aus baulichen Gründen zulassen aber ans Gasnetz angeschlossen sind?
    a. Wie werden betroffene Eigentümerinnen und Eigentümer angesprochen und welche Lösungen
    werden Vorgeschlagen?
    b. Wie wird mit Eigentümerinnen und Eigentümern umgegangen, die Aufgrund ihres Alters keine
    Bankkredite für die Ertüchtigung/Umstellung ihres Eigentums bekommen?
    Begründung
    Nach Durchsicht des noch nicht durch den Gemeinderat verabschiedeten Entwurfs des Energieleitplans
    mit integrierter Wärmeplanung (ELP) der Stadt Karlsruhe stellt sich heraus, dass das Thema Wasserstoff
    in der Wärmeversorgung der Stadt Karlsruhe so gut wie keine Rolle spielen soll. Mit Ausnahme
    vereinzelter, sogenannter „Ankerkunden“, ist Wasserstoff insbesondere nicht für die Wärmeversorgung
    von Einzelhauskunden vorgesehen. Somit werden auch keine Wasserstoffnetzausbaugebiete
    ausgewiesen und der ELP lässt den Ansatz einer Technologieoffenheit vermissen.
    Dies ist vor dem Hintergrund einer Beteiligung der Stadtwerke Karlsruhe (SWK) an der durch den DVGW
    organisierten H2VorOrt Initiative mehr als verwunderlich. Auf der Internetseite der Initiative1 geht
    1 H2vorOrt, https://www.h2vorort.de/wer-wir-sind
    hervor, dass die SWK als einer von 48 Partnern selbst an der Entwicklung einer
    Gasnetztransformationsplans arbeitet, hiervon aber im ELP keine Rede ist.
    Die Bundesnetzagentur listet unter angemeldeten Projekten für das geplante Wasserstoffkernnetz den
    angemeldeten Bedarf sowohl von MiRO, wie auch des Karlsruher Gaskraftwerks2. Das
    Wasserstoffkernnetz stellt in den Worten des Bundesministers für Wirtschaft und Klimaschutz das Netz
    für den Hochlauf, „die Autobahn“ für weitere Anbindungen dar. Wenn sogar diese wichtige Haupt-
    Anbindung in Karlsruhe für 2032 bereits geplant wird, wieso wird im Energieleitplan die Option von
    Anbindungen an das Wasserstoffnetz nicht transparent gemacht?
    Aus einem Newsletter des KIT geht weiterhin hervor,3 dass die SWK in Zusammenarbeit mit Partnern
    aus der Wissenschaft und der Energieversorgung im Rahmen eines Forschungsprojekts
    „Transformationsprozess für die Integration von Wasserstoff auf Verteilnetzebene (TrafoHyVe)“ unter
    anderem die technische Umsetzbarkeit und den Aufwand einer Umstellung des Verteilnetzes oder von
    Netzabschnitten auf Wasserstoff untersucht. Diese Vorhaben stehen scheinbar im Widerspruch zu den
    Ergebnissen des ELP der Stadt Karlsruhe, der in Zusammenarbeit mit der SWK erstellt wurde. Zumindest
    gibt es hierzu aus Sicht der FW|FÜR Karlsruhe Fraktion Erklärungsbedarf, warum Wasserstoff in der
    Wärmeversorgung der Stadt Karlsruhe keine größere Rolle spielen soll.
    Auf Nachfrage von FW|FÜR Karlsruhe an Dr. Frank Graf, Bereichsleiter Gastechnologie DVGW-
    Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut des KIT, Karlsruhe und Partner im Forschungsprojekt
    TrafoHyVe zu den Forschungsinhalten bestätigt dieser:
    „Wie der DVGW durch seinen Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Gerald Linke und in diversen
    Veröffentlichungen mit Bezug auf die Nationale Wasserstoffstrategie mehrfach publiziert hat, liegt in der
    Produktion und Verteilung in einer diversifizierten Wasserstoffversorgung ein großes klimaneutrales
    Energiepotenzial, welche sich nicht nur auf primär anzubindende industrielle Anwendungen beschränkt.
    In Ergänzung zu anderen Energieträgern (wie bspw. Strom) kann Wasserstoff insbesondere bei extremen
    Lastanforderungen wie sie an kalten Wintertagen auftreten zur Versorgungssicherheit beitragen. Da
    Karlsruhe als eine der ersten Städte Baden-Württembergs an das Wasserstofftransportnetz
    angeschlossen werden wird, sollte Wasserstoff auch als Option für die kommunale Energieversorgung
    mitgedacht werden. Ohne den Ergebnissen des TrafoHyVe Projektes vorgreifen zu wollen, kann man für
    das bestehende Karlsruher Erdgasverteilnetz bestätigen, dass die für die Transformation hin zu
    Wasserstoff notwendigen Anpassungen am Gasnetz nach heutigen Wissensstand moderat ausfallen“

    Unterzeichnet
    Jürgen Wenzel, Friedemann Kalmbach, Petra Lorenz

    2 Anlage 1 zum Wasserstoffkernnetz
    3 Newsletter des KIT, https://www.sts.kit.edu/downloads/lookkit-202204.pdf.