- Welche Hinderungsgründe sieht die Stadt um das Thema Wasserstoff im Energieleitplan, bzw. auch die
Gasnetztransformation zu berücksichtigen?
a. Ist der Stadt Karlsruhe bewusst, dass sie mit ans Wasserstoffkernnetz angebunden werden
kann?
b. Warum plant die Stadt bestehende Gas-Infrastruktur und hohe Eigentumswerte aufzugeben
und abzuschreiben? - Wird die Stadt Karlsruhe fristgerecht Wasserstoffnetzausbaugebiete melden?
- Wie soll die Energiewende bis 2040 ohne den Baustein der Umstellung auf Wasserstoff geschafft
werden, wenn bis dahin tausende von Öl- und Gasheizungen auf Fernwärme und Wärmepumpen
umgerüstet werden müssen, bzw. Eigentum saniert werden muss? - Wie wird mit Fällen umgegangen, die keine Anbindung an die Fernwärme noch einen effizienten Betrieb
von Wärmepumpen aus baulichen Gründen zulassen aber ans Gasnetz angeschlossen sind?
a. Wie werden betroffene Eigentümerinnen und Eigentümer angesprochen und welche Lösungen
werden Vorgeschlagen?
b. Wie wird mit Eigentümerinnen und Eigentümern umgegangen, die Aufgrund ihres Alters keine
Bankkredite für die Ertüchtigung/Umstellung ihres Eigentums bekommen?
Begründung
Nach Durchsicht des noch nicht durch den Gemeinderat verabschiedeten Entwurfs des Energieleitplans
mit integrierter Wärmeplanung (ELP) der Stadt Karlsruhe stellt sich heraus, dass das Thema Wasserstoff
in der Wärmeversorgung der Stadt Karlsruhe so gut wie keine Rolle spielen soll. Mit Ausnahme
vereinzelter, sogenannter „Ankerkunden“, ist Wasserstoff insbesondere nicht für die Wärmeversorgung
von Einzelhauskunden vorgesehen. Somit werden auch keine Wasserstoffnetzausbaugebiete
ausgewiesen und der ELP lässt den Ansatz einer Technologieoffenheit vermissen.
Dies ist vor dem Hintergrund einer Beteiligung der Stadtwerke Karlsruhe (SWK) an der durch den DVGW
organisierten H2VorOrt Initiative mehr als verwunderlich. Auf der Internetseite der Initiative1 geht
1 H2vorOrt, https://www.h2vorort.de/wer-wir-sind
hervor, dass die SWK als einer von 48 Partnern selbst an der Entwicklung einer
Gasnetztransformationsplans arbeitet, hiervon aber im ELP keine Rede ist.
Die Bundesnetzagentur listet unter angemeldeten Projekten für das geplante Wasserstoffkernnetz den
angemeldeten Bedarf sowohl von MiRO, wie auch des Karlsruher Gaskraftwerks2. Das
Wasserstoffkernnetz stellt in den Worten des Bundesministers für Wirtschaft und Klimaschutz das Netz
für den Hochlauf, „die Autobahn“ für weitere Anbindungen dar. Wenn sogar diese wichtige Haupt-
Anbindung in Karlsruhe für 2032 bereits geplant wird, wieso wird im Energieleitplan die Option von
Anbindungen an das Wasserstoffnetz nicht transparent gemacht?
Aus einem Newsletter des KIT geht weiterhin hervor,3 dass die SWK in Zusammenarbeit mit Partnern
aus der Wissenschaft und der Energieversorgung im Rahmen eines Forschungsprojekts
„Transformationsprozess für die Integration von Wasserstoff auf Verteilnetzebene (TrafoHyVe)“ unter
anderem die technische Umsetzbarkeit und den Aufwand einer Umstellung des Verteilnetzes oder von
Netzabschnitten auf Wasserstoff untersucht. Diese Vorhaben stehen scheinbar im Widerspruch zu den
Ergebnissen des ELP der Stadt Karlsruhe, der in Zusammenarbeit mit der SWK erstellt wurde. Zumindest
gibt es hierzu aus Sicht der FW|FÜR Karlsruhe Fraktion Erklärungsbedarf, warum Wasserstoff in der
Wärmeversorgung der Stadt Karlsruhe keine größere Rolle spielen soll.
Auf Nachfrage von FW|FÜR Karlsruhe an Dr. Frank Graf, Bereichsleiter Gastechnologie DVGW-
Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut des KIT, Karlsruhe und Partner im Forschungsprojekt
TrafoHyVe zu den Forschungsinhalten bestätigt dieser:
„Wie der DVGW durch seinen Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Gerald Linke und in diversen
Veröffentlichungen mit Bezug auf die Nationale Wasserstoffstrategie mehrfach publiziert hat, liegt in der
Produktion und Verteilung in einer diversifizierten Wasserstoffversorgung ein großes klimaneutrales
Energiepotenzial, welche sich nicht nur auf primär anzubindende industrielle Anwendungen beschränkt.
In Ergänzung zu anderen Energieträgern (wie bspw. Strom) kann Wasserstoff insbesondere bei extremen
Lastanforderungen wie sie an kalten Wintertagen auftreten zur Versorgungssicherheit beitragen. Da
Karlsruhe als eine der ersten Städte Baden-Württembergs an das Wasserstofftransportnetz
angeschlossen werden wird, sollte Wasserstoff auch als Option für die kommunale Energieversorgung
mitgedacht werden. Ohne den Ergebnissen des TrafoHyVe Projektes vorgreifen zu wollen, kann man für
das bestehende Karlsruher Erdgasverteilnetz bestätigen, dass die für die Transformation hin zu
Wasserstoff notwendigen Anpassungen am Gasnetz nach heutigen Wissensstand moderat ausfallen“
Unterzeichnet
Jürgen Wenzel, Friedemann Kalmbach, Petra Lorenz
2 Anlage 1 zum Wasserstoffkernnetz
3 Newsletter des KIT, https://www.sts.kit.edu/downloads/lookkit-202204.pdf.