Die Deutsche Umwelthilfe hat einen Hitzecheck für Deutschland veröffentlicht. Die Untersuchung zeigt, wie stark Menschen in ihrem Wohngebiet extremer Hitze ausgesetzt sind. 190 Städte in Deutschland wurden untersucht und ein neuer Hitzebetroffenheitsindex (HBI) entwickelt. Dafür werden die bewohnten Flächen einer Stadt in Raster aufgeteilt und diese anhand von vier Kriterien bewertet: Versiegelung, Grünflächen, Oberflächentemperatur und Bevölkerungsdichte. Wenn der HBI-Wert höher oder niedriger ist als der deutschlandweite Durchschnitt, gilt das Gebiet als stark oder schwach von Hitze betroffen.
Karlsruhe gehört zu den Städten mit überdurchschnittlich hoher Hitzebelastung
Im bundesweiten Vergleich liegt Karlsruhe mit einem Hitzebetroffenheitsindex von 16,70 deutlich über dem Schwellenwert von 16,16, ab dem laut Umwelthilfe eine „überdurchschnittlich hohe Betroffenheit“ vorliegt. Damit zählt Karlsruhe zu den hitzebelastetsten Regionen Deutschlands und reiht sich etwa auf Augenhöhe mit Magdeburg (16,68) und Nürnberg (16,71) ein.
Auffällig ist insbesondere die durchschnittliche Oberflächentemperatur in den Sommermonaten, die mit 36,68 °C sehr hoch ausfällt. Zudem weist Karlsruhe einen vergleichsweise hohen Versiegelungsgrad von 48,06 % auf – ein Zeichen für eine starke Bebauung mit wenig offenem Boden. Zwar liegt das Grünvolumen mit 3,35 m³ pro Quadratmeter im mittleren Bereich, doch reicht das nicht aus, um die negativen Effekte der starken Versiegelung und hohen Temperaturen zu kompensieren.
Der hohe Anteil an versiegelten Flächen und die dichte Bebauung sorgen dafür, dass sich die Stadt im Sommer stark aufheizt und die gespeicherte Wärme auch nachts nur langsam wieder abgibt. Das belastet insbesondere ältere Menschen, Kleinkinder und Menschen mit Vorerkrankungen.
Für Karlsruhe besteht Handlungsbedarf
Die Zahlen zeigen: Karlsruhe steht beim Hitzeschutz vor großen Herausforderungen. Um die Lebensqualität in Zukunft zu sichern, braucht es mehr entsiegelte Flächen, gezielte Stadtbegrünung und Hitzeschutzmaßnahmen im öffentlichen Raum. Kommunale Anpassungsstrategien und Förderprogramme sollten gezielt dort ansetzen, wo die Belastung am höchsten ist.
Einige Projekte wurden in Karlsruhe bereits ins Leben gerufen. So soll beispielsweise der Bebauungsplan „Grünordnung und Klimaanpassung in der Innenstadt” die städtischen Grünflächen sichern und für mehr Beschattung sowie eine bessere Verdunstung von Regenwasser durch Versickerung in das Grundwasser sorgen, insbesondere bei extremen Hitzewellen. Darüber hinaus bieten diese entsiegelten Grünflächen Schutz vor Starkregen, da bei zu vielen versiegelten Flächen schnell Überschwemmungen auftreten können.
Stadtrat Friedemann Kalmbach (FÜR Karlsruhe) sieht das Abschneiden Karlsruhes im Hitzecheck dennoch mit Besorgnis: “Wir müssen in diesem Bereich ganz dringend ins Handeln kommen. Das wir im Hitzecheck so weit hinten liegen ist auch ein Indikator für die Lebensqualität für unsere Stadt. Wenn man im Sommer nur noch wenige schattige Plätze in der Innenstadt findet und der Bodenbelag an die 40 °C erreicht, dann ist das nicht attraktiv. FÜR Karlsruhe hat in der Vergangenheit mehrere Konzepte vorgelegt, um die Innenstadt zu begrünen: Wir setzen uns für Bäume auf dem Marktplatz ein sowie für mehr entsiegelte Plätze und für das Konzept ‘Karlsruhe als klimafreundliche Schwammstadt’, wo durch grüne Dächer, Regenwasserbecken und durchlässige Oberflächen wie Parks oder andere entsiegelte Flächen das Regenwasser aufgefangen und in heißen Phasen verunstet und so die Stadt kühlt. Wir haben also viele Möglichkeiten, diesem Problem entgegenzuwirken!”