Bitcoin-Mining statt Stromverpuffung – Verwertung von Überschussenergie undStabilisierung der Stromnetze

Sachstand

Unterzeichner

Veröffentlicht

28. März 2025

Die Stadtverwaltung prüft, inwiefern die Nutzung von überschüssiger erneuerbarer Energie umgesetzt
werden kann, sodass eine Netzstabilisierung erreicht wird, ohne Strom zu verschwenden.
Dabei werden die folgenden Punkte umgesetzt:

  1. Analyse der Machbarkeit eines Projekts zur Nutzung von Bitcoin-Mining, Energiespeicher oder
    Smart-Grid-Integrationen als flexiblen Energienutzer in Karlsruhe.
  2. Prüfung der wirtschaftlichen Potenziale zur Generierung zusätzlicher Einnahmen aus überschüssiger
    Energie für die Stadt oder lokale Energieversorger.
  3. Austausch mit den ansässigen Forschungseinrichtungen und Hochschulen, um lokale
    Kooperationen und Synergien zu schaffen.
  4. Identifikation möglicher Standorte für ein Pilotprojekt unter Berücksichtigung bestehender
    Energieinfrastruktur.
  5. Ermittlung von Fördermöglichkeiten auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene für innovative
    Energienutzungskonzepte.

    Begründung
    Der Ausbau erneuerbarer Energien führt zunehmend zu Schwankungen im Stromnetz und zu
    Situationen, in denen überschüssige Energie nicht genutzt oder gespeichert werden kann. Dies stellt
    sowohl eine wirtschaftliche als auch eine technische Herausforderung dar. Eine innovative Möglichkeit,
    dieses Problem zu lösen, bietet z.B der gezielte Einsatz von Bitcoin-Mining (oder ähnlichen Mining-
    Verfahren im Krypto-Bereich) als flexibler Energienutzer.
    Ein aktuelles Pilotprojekt der Deutschen Telekom MMS in Kooperation mit dem Bankhaus Metzler
    zeigt, wie überschüssige Energie durch Bitcoin-Mining effizient verwertet werden kann. Die Mining-
    Anlage wird in Backnang (Baden-Württemberg) von der Metis Solutions GmbH gehostet und auf dem
    Gelände der RIVA Engineering GmbH betrieben, die ihre überschüssige Solarenergie für diesen Zweck
    nutzt.
    Das Konzept der sogenannten „Digitalen Monetären Photosynthese“ beschreibt die Umwandlung
    überschüssiger Energie in digitale Werte durch den Betrieb von Bitcoin-Minern. Diese Anlagen sind
    besonders flexibel, da sie in kurzer Zeit hoch- und heruntergefahren werden können. Dadurch können
    sie nicht nur ungenutzte Energie aufnehmen, sondern auch aktiv zur Stabilisierung des Stromnetzes
    beitragen.
    Aber auch Energiespeicher und Smart-Grid Integration von E-Fahrzeugen bieten schon heute
    spannende Möglichkeiten für das Stromnetz der Zukunft.
    Karlsruhe gilt als CarSharing-Hauptstadt und fördert die Elektromobilität unter anderem durch eine
    wachsende Ladeinfrastruktur. Aber auch ansässige Firmen haben teilweise große Fuhrparks. Hier
    bietet sich eine Smart-Grid-Integration ähnlich wie in Amsterdam und Kopenhagen an, wo
    Elektrofahrzeuge als flexible Speicher genutzt werden (bidirektionales Laden = Fahrzeuge werden zu
    Zeiten niedriger Nachfrage geladen und bei hoher Nachfrage als Energiequelle genutzt). Sowohl große
    Fuhrparks wie auch (CarSharing-)Ladesäulen können integriert werden.
    In Karlsruhe gibt es viele Privathaushalte mit Photovoltaikanlagen, die Batteriespeicher nutzen. Tesla
    Powerwall-Systeme sind weit verbreitet und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) forscht an
    fortschrittlichen Batterietechnologien (StoRIES Forschungskonsortium, Energy Lab 2.0, Energy Storage
    beyond Lithium, CELEST & POLiS). Aber auch über Power-to-Heat-Anwendungen könnte eine
    Kopplung an das städtische Fernwärmenetz stattfinden, um dort zur Defossilisierung beizutragen
    (Vattenfall baut in Berlin größten Stadtwärmespeicher – KoWa). In Finnland wird durch Polar Night
    Energy ein Sandspeicher für ein Fernwärmenetz einer Kleinstadt in Betrieb genommen (Polar Night
    Energy
    ).
    Die Stadt Karlsruhe hat die Möglichkeit, eine Vorreiterrolle in Deutschland einzunehmen und ein
    solches Konzept in einem Pilotprojekt zu testen. Durch eine gezielte Analyse könnten geeignete
    Standorte und Kooperationspartner ermittelt sowie Fördermöglichkeiten auf Landes-, Bundes- und EU-
    Ebene geprüft werden. Die Integration dieses innovativen Ansatzes in die kommunale Energiepolitik
    könnte nicht nur wirtschaftliche Vorteile bringen, sondern auch die Energiewende in Karlsruhe aktiv
    unterstützen und technologischen Fortschritt fördern.
    Wir bitten um eine wohlwollende Prüfung dieses Antrags und freuen uns auf eine konstruktive
    Diskussion über den effizienten Umgang mit erneuerbaren Energien in Karlsruhe.

    Unterzeichnet von:
    Friedemann Kalmbach
    Fabian Gaukel
    Adina Geißinger
    Dr. Stefan Noé