Wasserstoff in Karlsruhe? Zur Zeit scheint dieser Energieträger für den Ersatz von fossilen Brennstoffen für die Karlsruher Energiewende noch in weiter Ferne. Doch es kommt Bewegung in den Energieträger Wasserstoff. Mittlerweile forschen verschiedene Institute am Wasserstoff als Energieträger: Darunter die Hochschule Karlsruhe, das KIT und Fraunhofer – am Rheinhafen Karlsruhe entsteht mit dem Projekt „H2iPort KA Mod“ in der Technologieregion Karlsruhe (TRK) eine erste Infrastruktur.

Wasserstoff als Energieträger der Energiewende

Die Energiewirtschaft ist im Umbruch und technologisch rennt die Entwicklung mittlerweile. In Baden-Württemberg entstehen Wasserstoff-Hubs, Deutschland bekommt ein Wasserstoffkernnetz – Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck stellte seine Pläne dazu Mitte November 2023 vor. Auf der Wasserstoff-Roadmap steht auch der Anschluss an das europäische Wasserstoffnetz, der sogenannte H2-Backbone. Netzbetreiber fragen nun die Bedarfe an Wasserstoff in den Kommunen und Regionen ab, um ab 2030 mit Wasserstoff zu versorgen. 

Die Wasserstoffwirtschaft könnte die mit fossilen Energieträgern bewirtschafte Netzinfrastruktur von Erdgas hin zu einer klimaneutralen, grünen oder blauen Wasserstoffversorgung führen. Grüner Wasserstoff gilt dabei als klimaneutrale und mit erneuerbaren Energien hergestellte Musterlösung. Blauer Wasserstoff wird vor allem in Norwegen mit dem Carbone Capture and Storage (CCS) Verfahren hergestellt – dabei wird Kohlenstoffdioxid (CO2) unter der Erde gespeichert. 

Karte von Baden-Württemberg mit Knotenpunkten

Wasserstoff-Hub Baden-Württemberg

Die Baden-Württembergische Energieministerin Thekla Walker erklärte bei der in Karlsruhe stattgefundenen Klimakonferenz 2023 die Informationen rund um Wasserstofftechnologien und Speicherung von Wasserstoff auf der Plattform H2BW, sowie die Abfrage von Wasserstoffbedarf über die Website „Wasserstoff für Baden-Württemberg“ vom Netzbetreiber terranets bw. Dort wird auch schon aufgezeigt wie Unternehmen in Baden-Württemberg über welche Knotenpunkte angeschlossen werden könnten. 

Forschungsprojekt im Rheinhafen Karlsruhe untersucht die Verwendung des Wasserstoffs seit Ende 2022

Das vom Land Baden-Württemberg geförderte Forschungsprojekt „H2iPort KA Mod“ startete am 1. Januar 2023 direkt zu Jahresauftakt offiziell. „Ziel ist es eine Wasserstoffimport- und Erzeugungsinfrastruktur im Reinhafen Karlsruhe zu entwickeln und aufzubauen“, heißt es vom Projektträger. Dabei erfasst das Projekt die in der Technologieregion Karlsruhe anfallenden Bedarfe. Durch die Bedarfsabfrage können Erkenntnisse für den Netzausbau gewonnen werden. Beispielsweise zum Anschluss von Karlsruhe über den Knotenpunkt des deutschen Wasserstoffkernnetzes in Lampertheim, der auch zur Mineralölraffinerie MiRO führen wird. 

Heizung

Von der Region Karlsruhe Wasserstoff in die Stadt bringen

Die Stadt Karlsruhe verabschiedet Ende November ihren Energieleitplan, dieses Strategiepapier für die Energiewende beinhaltet auch die Wärmeplanung für die Stadt – sprich, die Wärmeversorgung der Bürgerinnen und Bürger. Denn um die Klimaziele zu erreichen muss die Stadt nun schleunigst von fossilen Brennstoffen wegkommen. In Karlsruhe gibt es in Zusammenarbeit der Stadtwerke und der MiRO ein breit ausgebautes Fernwärmenetz, vor allem in der Kernstadt. Doch in den Randbezirken gibt es neben der Wärmepumpe und der noch zu prüfenden Möglichkeit von Geothermie, die in Neureut auch mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen hat, und Erdwärmesonden noch keine geeignete Möglichkeit um effizient von einer Gasheizung umzusteigen. An diesen Orten, an denen die Wärmepumpe aus baulichen Gründen und auf Grund von Lärmemission nicht möglich ist sowie die Fernwärme oder ein Nahwärmenetz nicht zur Verfügung steht, muss eine Alternative gefunden werden (siehe unser Positionspapier). Diese Alternative könnte Wasserstoff in der schon bestehenden Gasnetzinfrastruktur bedeuten. Industrie und Forschung zeigen mittlerweile an, dass dies möglich ist. Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien ermöglichen bspw. schon heute den Betrieb einer Gasheizung mit H2-ready Kesseln. Der Umstieg kostet dabei nur einen Bruchteil der Kosten eines kompletten Umstiegs. Der Wasserstoffanteil könnte so in den kommenden Jahren steigen, bis die Distribution und der Import im großflächigen Einsatz ist. Dazu kommen noch Möglichkeiten wie die von unserer Fraktion geforderten Verwendung von Biomasse in einer Biogasanlage im Landkreis Karlsruhe. 

Bedarfsabfrage muss jetzt wahrgenommen werden

Um jetzt keinen Fehler zu machen hat unsere Fraktion beantragt, Wasserstoffnetzausbaugebiete für die Wärmewende in den Energieleitplan festzuschreiben. Denn wenn die Stadt ihre Bedarfe für die Zukunft nicht im genügenden Ausmaß meldet, wird es auch langsamer beim Anschluss gehen – denn Priorität haben die Kommunen, die zeigen, dass sie tatsächliche Bedarfe wahrnehmen wollen und können. 

Erfahren Sie mehr: Alle Details dazu finden Sie in unserem Positionspapier zum Energieleitplan hier zum Download.

Symbolbild zum Positionspapier Download
Das Positionspapier zum Energieleitplan mit Infografiken